Erinnerung an den Todesmarsch 1945: Auftakt in Bargteheide
Zum 80. Jahrestag des Todesmarsches durch Stormarn im April/Mai 1945 erinnert ein großes zivilgesellschaftliches Bündnis an das damalige Geschehen. Die Geschichtswerkstatt Bargteheide e.V. und der Landesbeauftragte für politische Bildung Schleswig-Holstein haben die Initiative ergriffen. Erstmals werden die Aktionen von Rahlstedt bis Reinfeld nun gemeinsam mit der AG Todesmarsch Stormarn koordiniert.
Das Gedenken beginnt am 30. April 2025 mit einem Marsch von Rahlstedt über Ahrensburg nach Bargteheide und endet am 2. Mai auf Hof Dröhnhorst in Reinfeld. Ein weißer Kreidestrich markiert die historische Route. Alle sind eingeladen, mitzugehen. Die verschiedenen Zeiten und Startpunkte sind auf der Homepage www.geschichtswerkstatt-bargteheide.de zu finden.
Der Auftakt ist die Kundgebung am 30. April in Bargteheide um 18:00 Uhr an der Kreuzung Eckhorst / Hamburger Straße. Danach folgt der Marsch zum Markt und weiter bis zum Ortsausgang im Norden. Neben Beiträgen zum historischen Geschehen gibt es Musik, Poetry Slam und ein Grußwort von Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, wird verlesen.
In der Nacht vom 30. April bis zum 2. Mai 1945 trieben SS-Männer mehr als 200 entkräftete Häftlinge, die letzten aus dem KZ Neuengamme, durch Rahlstedt, Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinfeld. Ohne vernünftige Schuhe, hungrig, durstig und Fliegerangriffen ausgesetzt, wurden die Häftlinge durch die Dörfer getrieben. Wer nicht weitergehen konnte, wurde erschossen. Die heranrückenden Briten waren den SS-Männern auf den Fersen. In Bargteheide fanden die Häftlinge tagsüber in einer Scheune hinter dem Utspann Unterschlupf. Abends mussten sie weiter nach Bad Oldesloe. Die Bewohner sahen die Grausamkeiten der SS, doch kaum jemand erinnert sich später daran. Viele Stormarner haben bis heute nie von diesem entsetzlichen Geschehen vor ihrer Haustür gehört.
„Die Gedenk-Aktionen sollen sowohl erinnern als auch mahnen. Sie zeigen, zu welchen Verbrechen eine menschenverachtende Ideologie führt, wenn man sie nicht stoppt“, so Jonas Bewig von der Geschichtswerkstatt Bargteheide, der die Aktionen koordiniert. „Was einmal geschah, kann wieder geschehen. Aktuelle Entwicklungen machen diese Mahnung heute so dringlich wie selten zuvor.“ Da sei es ermutigend, dass sich viele Jugendliche aktiv am Todesmarsch beteiligen. So etwa Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank-Schule, des Eckhorst Gymnasiums und des Gymnasiums Oldenfelde, Pfadfinder, Jugend für Jugend und weitere in Vereinen und Initiativen. Geschlossen stehe auch die Bargteheider Kommunalpolitik hinter der Gedenk-Aktion.
Für Ilse Siebel von der AG Todesmarsch Stormarn ist eines klar: „Erinnerungsarbeit muss immer auch einen Bezug zur Gegenwart haben. Und diese Erinnerungsarbeit ist nicht wirklich im Bewusstsein unserer Gegenwart angekommen. Nur durch Aufklärung können wir ein ‚nie wieder‘ erreichen.“